Schmiedeglück aus dem Hotzenwald
Bernhard Rudigier - unser hochspezialisierter Schmiedekünstler
Wie sagt doch ein altbekanntes Sprichwort: Jeder ist seines Glückes Schmied!
Mag man auch über den Inhalt dieser Aussage trefflich streiten, so stellt sich doch unwillkürlich die Frage, warum man Glück schmieden können soll, nicht aber zimmern, schneidern oder gar backen. Das Sprichwort selbst ist schon seit der Antike bekannt und wird dem römischen Konsul Appius Claudius Caecus (3. Jhd. vor Chr.) zugeschrieben. Hatte er damals vielleicht ein geschmiedetes Goldstück im Sinn gehabt, das den Besitzer glücklich macht…?
Wie dem auch sei – wir sind glücklich, denn wir kennen einen Schmied, der die uralte Handwerkskunst des Schmiedens noch beherrscht. Sein Interesse gilt zwar nicht so sehr der Herstellung von Goldmünzen. Er ist vielmehr Meister in der Restauration von historischen Schlössern und Beschlägen. Und er ist der Hersteller unserer Replicata-Türbeschläge aus Schmiedeeisen: Bernhard Rudigier.
Schmiede-Idylle am Rande des Schwarzwalds
Früher und noch so bis vor hundert Jahren war der Dorfschmied überall eine Selbstverständlichkeit. Besucht man heute die Schmiedewerkstatt von Bernhard Rudigier fühlt man sich unwillkürlich in die heile Bilderbuchwelt aus Kindertagen zurückversetzt. Idyllischer könnte der Anblick nicht sein:
Freilaufende glückliche Hühner scharren auf einem weitläufigen Gelände, das liebevoll restaurierte Bauernhaus wird umrahmt von einem blühenden Garten. Akkurat aufgeschichtetes Brennholz vor dem Haus verspricht wohlige Wärme an kalten Tagen. Auf dem Dachboden haben Turmfalken ihr Quartier bezogen und im Hintergrund erhebt sich die Wald- und Berglandschaft des südlichen Schwarzwaldes, eine Region, die sich „Hotzenwald“ nennt.
Hier wohnt und lebt Bernard Rudigier mit seiner Frau Bärbel, und hier ertönen seit Jahr und Tag die Hammerschläge aus seiner Schmiedewerkstatt im Untergeschoss des Hauses.
Arbeiten mit heißem Eisen
Schmieden, das heißt, rohem Eisen eine Form zu geben:
In der sogenannten Esse wird mit glühenden Kohlen und durch Luftzufuhr ein Feuer entfacht, das sehr schnell sehr hohe Temperaturen bis zu 1800 C° erreichen kann. Das zu formende Metall wird ins Feuer gehalten und rotglühend erhitzt oder gar bis zur Weißglut gebracht. In glühendem Zustand wird es mithilfe verschiedenster Zangen sogleich zum Amboss geführt und dort mit gezielten, druckvollen Hammerschlägen umgeformt, d.h. gestreckt, verbreitert oder gestaucht. Soll das Eisen gebogen werden, wird es über die Ambosskante geschlagen. Ist der Eisenstab eckig und soll eine spirale Form annehmen, so wird er beim Bearbeiten um die eigene Achse gedreht. Zwei übereinanderliegende Eisenstücke können durch Vernietung im weißglühenden Zustand miteinander verbunden werden, indem ein Stift (ein sogenannter Niet) in zuvor eingeschlagene Löcher eingesetzt wird. Dieser wird dann an einem oder beiden Enden platt geschlagen.
Das ist jetzt alles arg vereinfacht gesagt, denn wie das geht, wie die Schläge mit wieviel Druck und mit welcher Ausrichtung zu führen sind, damit die gewünschte Form entsteht, das, ja das ist die hohe Kunst. Es braucht ganz viel Erfahrung, ein ausgeprägtes Formgefühl und eine große Kunstfertigkeit im Führen der Werkzeuge. Vielleicht ist das Schmieden ja ein bisschen vergleichbar mit dem Führen eines Geigenbogens: Auch hier entsteht eine spielerische Leichtigkeit erst durch jahrelanges Üben.
Oder wie sagt unser Schmied Bernhard Rudigier: „ Die ersten 80 Jahre lernst du nur!“
Der Spezialist für Tür- und Fensterbeschläge
Eigentlich hat Bernhard Rudigier Werkzeugmacher gelernt, dann aber auch die Faszination des Schmiedens und Gestaltens für sich entdeckt. Eine perfekte Kombination für die Herstellung und Restaurierung von Tür- und Fensterbeschlägen, denn auch hier muss mit millimetergenauer Präzision gearbeitet werden:
Jahrhundertealte Kastenschlösser werden wieder aufgearbeitet und funktionstüchtig gemacht. Kunstvolle schmiedeeiseren Türbänder, an denen schon mal der Zahn der Zeit genagt hat, werden wieder passgenau ergänzt. Die Oberfläche der alten Beschläge wird so bearbeitet, dass diese wieder „schön“ alt sein dürfen.
Viele seiner Werkzeuge fertigt Bernhard Rudigier selber an. So werden z.B. Biegevorrichtungen für besonders häufig gebogene Formen gefertigt, um eine schnelle Reproduzierbarkeit zu ermöglichen. Bei Replicata-Beschlägen arbeitet Bernhard Rudigier auch schon mal mit vorgefertigten Drehteilen, die durchs Überschmieden dann ihre handwerkliche Anmutung bekommen und die ganz eigene Handschrift unseres „Replicata-Schmieds“ tragen.
https://www.schloesserundbeschlaegerudigier.de
Kunstschmied und Schmiedekünstler
Schmied, Kunstschmied, Metallbauer, Metallgestalter – die Zeiten ändern sich und mit ihnen auch die offiziellen Berufsbezeichnungen. Doch fast jeder Schmied versteht sich im Innern seines Herzens auch als Künstler. Und das liegt nicht nur an dessen besonderen Kunstfertigkeit. Als Schmied zu arbeiten, das heißt auch zu gestalten und Entwürfe vorzulegen in Anpassung an die besonderen architektonischen Gegebenheiten und an die Vorstellungen des Kunden – oder aber auch einfach frei und kreativ zu arbeiten.
Auch Bernhard Rudigier lässt sich immer wieder gerne von der ihn umgebenden Natur im Hotzenwald inspirieren und unter seinen Hammerschlägen entstehen dann kleinere und größere Gegenstände oder Skulpturen, die eben mal nicht passgenau und funktional sein müssen, sondern einfach so erfreuen. Das sind dann: Schlangen und Mäuse und Drachen und Scharysen und Pflanzstäbe …
30. Juni 2018